Kreuzbandruptur

In diesem Beitrag möchte Dr. med. Alexander Rukavina Sie über den aktuellen Stand der Kreuzbandruptur informieren. Sie erhalten die neuesten Erkenntnisse aus der Forschung bezüglich der Entstehung, Diagnostik und Behandlung dieser Verletzung.

 

Die Vordere Kreuzbandruptur

Entstehung

Bei der Vorderen Kreuzbandruptur handelt es sich um eine häufige Verletzung des Kniegelenks, die meist ohne fremden Kontakt entsteht. Das Gelenk befindet sich im Augenblick der Verletzung in einer ungünstigen Position: leicht gebeugt, in X-Bein-Stellung und Aussendrehung. In dieser Stellung besteht die maximale Belastung für das Vordere Kreuzband.

„Die Verletzung tritt bei Frauen ca. 3-9 mal häufiger auf als bei Männern, je nach Sportart. Die Ursachen für diese Verteilung sind wahrscheinlich multifaktoriell: Frauen sind eher „quadrizepsdominant“, landen beim Sprung aufrechter und haben eine weniger gut ausgeprägte neuromuskuläre Kontrolle“ (1).

Diagnostik

Um die genaue Diagnose für eine Vordere Kreuzbandruptur zu erhalten, bedarf es weitergehender Abklärungen mittels MRI. Unmittelbar nach dem Trauma sollte zuerst eine radiologische Abklärung erfolgen, um knöcherne Verletzungen ausschliessen zu können. Solche werden gerade bei Jugendlichen gehäuft beobachtet. Ob eine Punktion des Kniegelenks bei vorhandenem Hämarthros erfolgen soll, wird kontrovers diskutiert. Wir empfehlen dies nur, wenn eine schmerzhafte Kapselspannung vorliegt.

Oft werden bei der Vorderen Kreuzbankruptur Begleitverletzungen beobachtet wie Meniskusriss und Seitenbandverletzung (2). Man muss aufgrund von retrospektiven Studien davon ausgehen, dass auch Knorpelverletzungen entstehen, die sich jedoch erst nach Jahren in Form einer vorzeitigen Arthroseausbildung manifestieren. Das Ausmass der Arthrose und die daraus resultierenden Beschwerden sind unabhängig von der Behandlungsform. Das Argument, eine operative Rekonstruktion der Vorderen Kreuzbandruptur sei notwendig, um eine vorzeitige Arthrose zu vermeiden, lässt sich unseres Erachtens nach aktuellem Wissensstand nicht mehr aufrecht halten.

Therapie

Die Behandlung richtet sich dann nach den Begleitverletzungen, den sportlichen Aktivitäten und Ansprüchen des Patienten oder der Patientin. Wir empfehlen in der Regel zuerst die Einleitung von physiotherapeutischen Massnahmen zur Behandlung der akuten Verletzung während der ersten 6-8 Wochen. Eine Ausnahme besteht bei Kniegelenksblockaden, welche meist durch eine Meniskusverletzung entstehen (Korbhenkelläsion).

Wenn unter der konservativen Therapie kein befriedigendes Resultat für den Patienten oder die Patientin resultiert und weiterhin eine Instabilität im Knie vorhanden ist, stellen wir die Indikation zur operativen Rekonstruktion. Vor dem Eingriff muss das Knie wieder frei beweglich sein und die Weichteile abgeschwollen sein.

Die Wahl des Transplantats (Kreuzbandersatz) wird immer mit dem Patienten oder der Patientin besprochen und gemäss den Anforderungen gewählt. Dies ist
unser oberstes Prinzip.

Grundsätzlich wirkt sich die Transplantatwahl nicht negativ auf das Endergebnis aus. Dagegen ist die Transplantatentnahme der jeweiligen Sehne aus unserer Sicht für die Patientenzufriedenheit massgebend. Im Verlauf haben sich die intraartikulären Techniken mit autologem (körpereigenem) Sehnentransplantat durchgesetzt (3). Die Orthopädie am See kann Ihren Patienten alle gängigen Rekonstruktionsverfahren anbieten.

Nachbehandlung

Der Nachbehandlungszeitraum erstreckt sich mindestens über 6 Monate und wird durch intensive Physiotherapie begleitet (frühfunktionell). Das Physiotherapieschema ist standardisiert und wird im Verlauf im Rahmen der Sprechstunden durch den behandelnden Arzt, gemeinsam mit dem Physiotherapeut oder der Physiotherapeutin überprüft und gegebenenfalls angepasst. Gerne können wir diese Behandlung gemäss unserem hausinternen Schema anbieten.

Für Fragen oder Anmerkungen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung unter:
info@oas.ch

Zusammenfassung

  • Die häufigste Bandverletzung des Kniegelenks ist die Ruptur des Vorderen Kreuzbands.
  • Frauen sind häufiger betroffen als Männer
  • Arthroserisiko unabhängig von der Behandlungsform
  • MRI als Basisdiagnostik aus medizinischen und versicherungstechnische Gründen empfohlen
  • Arthroskopische Verfahren mit autologem Trans-plantat sind Standard
  • Vergleichbare Endergebnisse
  • Standartisiere Physiotherapie gemäss Schema

Literatur

(1) Petersen, W. et al: „Rupturen des vorderen Kreuzbandes bei weiblichen Athleten“; Deutsche Zeitschrift für Sportmedizin (2005).
(2) Beynnon, KP et al: „Treatment of anterior cruciate ligament injuries, Part I. Am Sports Med 33 (2005)
(3) Teske W. et al: „Ruptur des Vorderen Kreuzbands“, Der Orthopäde (2010)