Osteochondrosis dissecans im Knie bei Jugendlichen

In diesem Beitrag möchte Dr. med. Alexander Rukavina Sie über Osteochondrosis dissecans bei Kindern informieren. Sie erhalten einen Überblick über die aktuellen Erkenntnisse aus der Forschung bezüglich Klinik, Diagnostik und Behandlungsmöglichkeiten dieser Erkrankung bzw. Verletzung.

Osteochondrosis dissecans im Kniegelenk bei Jugendlichen

Epidemiologie

Eine Osteochondrosis stellt eine Durchblutungsstörung des subchondral gelegenen Knochens dar, die auch als aseptische Knochennekrose bekannt ist. Bei einer Osteochondrosis dissecans (OD) kommt es zu einer Demarkierung vom umliegenden Gewebe, dissecans (=spalten, zerscheiden).

Die OD tritt häufiger bei Jungen als bei Mädchen auf, mit einem Verhältnis von 2:1. Das Kniegelenk ist mit über 70% das am meisten betroffene Gelenk. Beide Kniegelenke sind gleich häufig betroffen, in ca. 11% der Fälle kann ein beidseitiger Befall beobachtet werden (1). Prinzipiell kann die Osteochondrosis dissecans in jedem Alter auftreten, gehäuft zwischen dem 2. und 4. Lebensjahrzehnt. Je früher die OD auftritt, umso höher sind die Chancen einer erfolgreichen konservativen Behandlung.

Ätiologie

Die Ursache dieser Erkrankung ist weiterhin nicht vollständig geklärt. In Europa scheinen rezidivierende Mirkrotraumata durch intensive sportliche Betätigung oder schwere körperliche Arbeit (2) vor allem in Kombination von Achsfehlstellungen die Hauptursache zu sein. Eine biomechanische Studie zeigte, dass besonders starke Scherkräfte am lateralen Anteil des medialen Femurkondyls auftreten und unterstütz somit die Ursachentheorie der rezidivierenden Mikrotraumata bzw. der starken biomechanischen Beanspruchung (3).

Klinik und Diagnostik

In der Regel klagen die jungen Patienten über diffuse Beschwerden, die im Verlauf zugenommen haben. Die Beschwerden können meist nicht genauer vom Patienten lokalisiert werden. In der Regel nehmen die Beschwerden unter körperlicher Belastung zu. Gelenkblockaden können im fortgeschrittenen Stadium beobachtet werden, wenn sich das Dissekat aus dem Bett gelöst hat, im Sinne eines freien Gelenkkörpers. Dann wird auch ein Instabilitätsgefühl und eine vermehrte Schwellungsneigung geklagt.

Als Basisdiagnostik empfohlen wird das Röntgenbild des Kniegelenks in zwei Ebenen und die Patella (Kniescheibe) tangential. Im Röntgenbild sollte besonders auf Sklerosezonen geachtet werden. Zur weiteren Abklärung sollte bei Verdacht auf eine Osteochondrosis eine MRI Untersuchung eingeleitet werden. Hiermit kann man vor allem die Stabilität und Vitalität des Fragmentes beurteilen.

MRI-basierte Einteilung nach Dipaola (3)

Stadium Befund
I Knorpelverdickung, Signalalteration
II Frakturierter Knorpelüberzug, durchgehender signalarmer saum
III Signalintensiver Saum als Zeichen der Flüssigkeitsansammlung zwischen Fragment und subchondralem Knochen
IV Vollständig gelöster Herd, Dissekat

 

Differentialdiagnosen

Die Abgrenzung zur Osteochondrosis dissecans gelingt mit der Anamese, den klinischen Untersuchungsbefunden und den bildgebenden Untersuchungen (Röntgenbild und MRI) (1).

  • Traumatische osteochondrale Läsion
  • Meniskusläsion
  • Knochennekrosen (Morbus Ahlbäck, Morbus Osgood-Schlatter)
  • Tumore
  • Chondromatose
  • Villonoduäre Synovialitis
  • Junvenile rheumatische Arthritis

Therapie

Die Entscheidung zwischen konservativer und operativer Behandlung ist abhängig vom Alter des Patienten, Grösse und Lokalisation, sowie der Stabilität. Prinzipiell kann an der konservativen Behandlung fest gehalten werden, so lange keine Dissektion besteht (4). Fehl- oder Überbelastungen die durch die Achsenverhältnisse bedingt sind, müssen in der Behandlung berücksichtigt bzw. korrigiert werden.

Literatur

(1) J.Jung, D. Kohn: „Osteochondrosis dissencans im Kindesalter“.Arthroskopie 22; 21-25. (2009)
(2) Blasius K, Greschniok A: „Etiology and pathogenesis of osteochondrosis dissecans of the knee joint.“ Z Orthop Ihre Grenzgebiete, 124; 650-654 14: 136-142 (1986).
(3) Nambu T, Gasser B, Schneider E et al: „Deformation of the distal femur: a contribiution towards the pathogenesis of the osteochondrosis dissecans in the knee joint“, J Biomech 24: 421-433 (1991).
(4) Diapaola JD, Nelson DW, Colville MR: „characterizing osteochondral lesions by magnetic resonance imaging. Arthroscopy 7: 101-104 (1991)
(5) Hefti F, et al: Osteochondrisis dissecans: „A Multycenter Study of the European Pediatric Society“. J Pediatr Orthop B 8: 231- 245 (1999)