AC-Gelenksarthrose

In diesem Beitrag möchte Sie Dr. med. Alexander Rukavina über den aktuellen Stand der AC-Gelenksarthrose informieren. Sie erhalten dazu eine Übersicht über die neuesten Erkenntnisse aus der Forschung bezüglich der Pathologie, Diagnostik und Behandlungsmöglichkeiten.

 

Die AC-Gelenksarthrose

Anatomie, Entstehung

Das AC-Gelenk (Schultereckgelenk) ist eine stabile Verbindung zwischen dem Acromion (Schulterdach) und der Clavicula (Schlüsselbein). Ein knorpliger Discus dient als Puffer zwischen den Gelenkpartnern, die von einer Kapsel umgeben sind. Das Gelenk überträgt die Kraft vom Schultergürtel und Arm über das Schlüsselbein auf den Brustkorb. Hierbei ist das Gelenk einer grossen, wiederkehrenden, mechanischen Belastung ausgesetzt.

Eine Abnutzung ist hierdurch vorprogrammiert und kann ab dem 50. Lebensjahr generell nachgewiesen werden (1). Im Röntgenbild nachgewiesene Abnutzungszeichen korrelieren jedoch nicht zwingend mit der klinischen Symptomatik. Abhängig von körperlicher Belastung, Verletzungen, Erkrankungen oder durch genetische Prädisposition kann die Abnutzung vorzeitig auftreten und Beschwerden verursachen.

Die AC-Gelenksarthrose kann isoliert oder kombiniert mit Veränderungen des Subacromialraumes (Impingement=Engpass), Defekten der Rotatorenmanschette oder Arthrose des Glenohumeralgelenkes (Omarthrose) auftreten (2).

Diagnostik

Bei der Anamnese interessieren vor allem frühere Verletzungen, Operationen und die Belastung des Schultergürtels im Berufsleben. Bei einer isolierten ACGelenksproblematik findet man in der klinischen Untersuchung eine starke Druckdolenz über dem Gelenk.

Häufig wird über Nachtschmerz geklagt. Im Vergleich zum subakromialen Impingement (Engpass-Syndrom) ist dieser meist weniger ausgeprägt. Bei der klinischen Untersuchung müssen zusätzliche Untersuchungen für die Rotatorenmanschette und für die HWS (Halswirbelsäule) erfolgen (3). Hilfreich ist der Vergleich mit der Gegenseite. Oft ist die gezielte, radiologisch kontrollierte Infiltration des AC-Gelenks richtungsweisend.

Röntgenaufnahmen des AC-Gelenks haben sich als Goldstandard in der Diagnostik etabliert. Analog zur klinischen Untersuchung sollten Aufnahmen des Schultergelenks oder der HWS erfolgen. Weitergehende Abklärung mit Schnittbildverfahren (MRI, CT) führen wir in der Regel erst sekundär durch. Vor allem ödematöse Veränderungen des Gelenks können hiermit diagnostiziert werden, aber auch Begleitverletzungen oder entzündliche Veränderungen im Schulterbereich.

Therapie

Bei der Behandlung der AC-Gelenksarthrose sollten zunächst alle konservativen Therapieoptionen ausschöpft werden. Hierzu zählt die Physiotherapie mit einem sehr breiten Behandlungsspektrum (Ultraschall, Triggerpunktbehandlung, Stosswellenbehandlung, Kinesiotape etc.). Auch die gezielte Mischinfiltration zählt zu den gut wirksamen Behandlungsoptionen. Diese Massnahmen sollten mindestens über 6 Monate ausgeschöpft werden.

Operative Massnahmen sollten dann eingeleitet werden, wenn die konservativen Möglichkeiten ohne Erfolg sind und die Infiltration des AC-Gelenks eine merkliche Linderung der Beschwerdesymptomatik erbrachte. Ziel des Eingriffs ist eine Entlastung des Gelenks, in dem die Gelenkpartner reseziert werden, unter Aufrechterhaltung der ligamentären Stabilität. Bei der Resektion kann zwischen der offenen und der arthroskopischen Technik unterschieden werden. Wir bevorzugen die arthroskopische Resektion, welche die kosmetisch besseren Ergebnisse liefert, bei gleichzeitiger Schonung der deltotrapezoidalen Faszie und der hinteren Kapsel.

Nachbehandlun

Der Nachbehandlungszeitraum erstreckt sich über 1-2 Monate und wird durch eine angepasste Physiotherapie begleitet. Das Physiotherapieschema ist standardisiert. Es wird im Rahmen der Sprechstunden durch den behandelnden Arzt, gemeinsam mit dem Physiotherapeuten überprüft und bei Bedarf angepasst. Gerne können wir diese Behandlung gemäss unserem hausinternen Schema anbieten.

Für Fragen oder Anmerkungen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung unter:
info@oas.ch

Zusammenfassung

  • Das AC-Gelenk ist einer grossen mechanischen Belastung ausgesetzt.
  • Eine vermehrte Abnutzung des AC-Gelenks kann bereits bei jüngeren Patienten für Schulter- und Nackenbeschwerden verantwortlich sein.
  • Das Röntgenbild gilt als Basisdiagnostik.
  • Die klinische Untersuchung ist zentral, da arthrotische Veränderungen des AC-Gelenks auch bei asymptomatischen Patienten nachweisbar sind.
  • Die primäre Behandlung ist konservativ
  • Die arthroskopische Resektion hat sich als standardisiertes Verfahren etabliert.

Literatur

(1) Petersson CJ: „Degeneration of the acromioclavicular joint. A morphological study.“ Acta Ortop Scand 54;434-38 (1983).
(2) Rabalais RD, Mc Carty E: „Surgical Treatment of symptomatic acromioclavicular joint problems: a systematic review.“ Clin Ortop Relat 455;30-37 (2007).
(3) Scheibel M, Habermeyer P: „Aktuelle klinische Untersuchung der Schulter“, Der Orthopäde 34;276-283 (2005).